Autoren:
- Dr. Daryl J. Bem, Sozialpsycholge, Cornell University, USA
- Dr. Charles Honorton, Psychologe, Edinburgh University, Großbritannien
"1994 veröffentlichte der US-Psychologe Daryl J. Bem von der Cornell University gemeinsam mit einem notorischen Parapsychologen namens Charles Honorton im höchst renommierten "Psychological Bulletin" einen Artikel mit dem Titel "Existiert Psi? Replizierbare Belege für einen anomalen Prozess der Informationsübertragung" (Bd 115, S. 4). Dieser stellte, in solch ernstzunehmendem Rahmen bis dahin einzigartig, einen Überblick von Studien vor, mit sensationellem Ergebnis: Telepathie funktioniert.
Bem ist nicht irgendwer. Jeder Psychologiestudent kennt seinen Namen, schon seit den Sechzigern publiziert der Sozialpsychologe in den renommiertesten Blättern seiner Disziplin. Vielleicht auch "wegen eines für mich vorteilhaften Vorurteils", gestand er später selbst ein, wurde der Artikel damals überhaupt veröffentlicht. Honorton hingegen erlebte die Publikation, seinen größten Erfolg, nicht mehr.
Die Studien, die Bem und Honorton zusammenfassten, benutzten alle die gleiche Methode: Im sogenannten Ganzfeld-Verfahren soll geprüft werden, ob Gedanken von einem Raum in den nächsten übertragen werden können. Die Versuchspersonen bekommen dafür zwei halbe Pingpongbälle über die Augen, die zusätzlich mit rotem Licht bestrahlt werden, was ein völlig gleichförmiges Bild schafft, ein "Ganzfeld". Über Kopfhörer wird ein gleichmäßiges Rauschen vorgespielt, die Probanden werden weich gebettet. So wenige Sinneseindrücke wie möglich sollen sie erreichen, denn, so die Theorie, wenn es Telepathie überhaupt gibt, dann ist sie vermutlich so schwach, dass jeder andere Umweltreiz sie übertönen würde.
Eine zweite Person in einem anderen Raum sieht sich üblicherweise Bilder oder Videos an, und versucht dann durch schiere Konzentration, das Gesehene an den "Empfänger" im sensorischen Kokon zu schicken, von Geist zu Geist. Lässt man die "Empfänger" anschließend raten, welches von vier angebotenen Bildern der "Sender" gesehen hat, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Zufallstreffer bei 25 Prozent - der Metastudie von Bem und Honorton zufolge lagen die tatsächlichen Ergebnisse aber eher bei 30 bis 40 Prozent. Das sei der Beweis, sagen die Einen, direkte Kommunikation von Geist zu Geist sei möglich. Das sei ein Ergebnis schlampiger Experimente und des Zufalls, sagen die Anderen.
Kritiker der Ganzfeld-Methode monieren etwa, es könnten doch irgendwie Informationen auf anderem als mentalem Wege von einem Raum in den anderen gelangt sein - etwa durch Fingerabdrücke auf Bildkarten oder durch verräterische Blicke oder Bewegungen des Versuchsleiters.
Auch wenn man all diese Einwände experimentell ausräumt bleibt jedoch ein Problem: "Ich kann keine Ganzfeld-Studie machen und Ergebnisse garantieren", gab Bem selbst einmal zu, in einem Gespräch mit dem "Skeptical Inquirer", der Zeitschrift der Skeptikerorganisation "Commitee for the scientific Investigation of Claims of the Paranormal". Telepathie-Resultate sind nicht jederzeit wiederholbar - das aber ist eine Grundvoraussetzung für die Anerkennung als wissenschaftlich nachgewiesenes Phänomen."
Anmerkung von Matrixwissen.de: Dass Forschungsresultate wie diese nicht jederzeit und unter allen Umständigen wiederholbar sind, mag sie in der strengen Methodik der objektiven Wissenschaften als "wissenschaftlich nicht nachgewiesen" ausweisen. Aber davon auszugehen, dass etwas, was sich mit wissenschaftlichen Methoden nicht zweifelsfrei reproduzieren lässt, nicht real sein kann, stellt philosophisch/erkenntnistheoretisch gesehen auch keine zulässige Schlussfolgerung dar (mehr hierzu in der Rubrik "
Philosophie und Metawissenschaft > Woher wissen wir, was wahr ist). Bei nicht-materiellen Bewusstseinseffekten ist es im Gegenteil durchaus denkbar und sogar plausibel anzunehmen, dass die Resultate eines Experiments von der Persönlichkeit und dem mentalen Zustand bzw. den mentalen Fähigkeiten der am Experiment beteiligten Personen in die eine oder andere Richtung beeinflusst werden können (was bei der Erforschung unbelebter Materie so natürlich nicht auftritt und was materialistische Wissenschaftler darum nur schwer akzeptieren können). In verschiedenen Studien wurden entsprechende Effekte ja auch schon beobachtet und gezielt untersucht, z.B. beim unter Abschnitt 3 auf dieser Artikelseite beschriebenen Experiment von Wiseman und Schlitz:
Einfluss des Experimentators bei Anstarr-Versuchen).