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Die Rolle des Gehirns


Seit es bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) gibt, können Hirnforscher zeigen, welche Gehirnareale bei bestimmten Sinneswahrnehmungen, Körperfunktionen oder Emotionen aktiv sind. Häufig wird daraus die unreflektierte Schlussfolgerung gezogen, dass unsere Emotionen und Wahrnehmungen im Gehirn entstehen, dass Bewusstsein also ein Erzeugnis unseres Gehirns sein muss. Für diese Annahme gibt es allerdings keine Beweise. Manche Wissenschaftler legen eher eine andere Interpretation nahe. Demnach könnte das Gehirn Transmitter (Überträger) und Filter für Bewusstsein sein, nicht aber dessen Ursprung.


Inhaltsübersicht:

  1. Der Aufbau des Gehirns: In diesem Abschnitt wird gezeigt, was sich wo im Gehirn abspielt, wenn wir bestimmte Dinge denken, fühlen oder tun, und wie durch Lernen/Erfahrungen Veränderungen im Gehirn bewirkt werden können - und zwar lebenslang.
  2. Symposium der Vereinten Nationen zum Thema Gehirn und Bewusstsein: Am 11. September 2008 traf sich eine Gruppe renommierter Wissenschaftler zu einem Symposium bei den Vereinten Nationen in New York. Einige der interessantesten Beiträge werden hier ausschnittsweise vorgestellt.
  3. Weitere Vorträge von Hirnforschern, Medizinern, Physikern, Psychologen und Philosophen: Dafür, dass unser Bewusstsein auch unabhängig vom Gehirn existieren könnte, finden Sie hier weitere Argumente, z.B. von Prof. Donald Hoffmann, Dr. David Eagleman, Dr. Mario Beauregard, Dr. Sam Parnia, Dr. Martin Peniak und Peter Russel.
  4. Weiterführende Informationen und Buchtipps

1) Der Aufbau des Gehirns

Dieser Artikel beleuchtet einige Aspekte der modernen Hirnforschung. Dabei geht es noch nicht um die Frage, ob das Gehirn ursächlich für Bewusstsein ist oder nicht. Wohl aber wird in diesem Abschnitt deutlich, was sich wo im Gehirn abspielt, wenn wir bestimmte Dinge denken, fühlen oder tun. Eine der wohl interessantesten Erkenntnisse der Hirnforschung ist dabei der Aspekt der lebenslangen Veränderbarkeit des Gehirns durch Lernen/Erfahrungen – weshalb hierauf ein besonderer Schwerpunkt gelegt werden soll. 


1.1 Beispiel für die Anwendung bildgebender Verfahren: Der Liebes-Wettbewerb im MRT-Scanner


VIDEO: The Love Competition

14:55 Minuten, englisch

Filmemacher und Schriftsteller Brett Hoff führte ein Experiment am Stanford Zentrum für Wahrnehmungsforschung und neurobiologische, bildgebende Verfahren durch, bei dem er bei sieben Menschen - vom 10-Jährigen bis zum 75-Jährigen - in einem MRT-Scanner die Gehirnaktivität messen ließ. Dabei sollten die Probanden versuchen, für fünf Minuten das intensivste Gefühle von Liebe zu empfinden, indem sie an etwas oder jemanden dachten, den sie liebten.

Der Dokumentarfilm ist nur 15 Minuten lang. Er beginnt mit einer Vorstellung der Teilnehmer und ihrer Beziehung zu Liebe. Schließlich werden die Ergebnisse des Experiments präsentiert.


Seit die Hirnforschung bildgebende Verfahren verwendet, lässt sich viel genauer zeigen, welche Gehirnareale aktiv sind, wenn wir bestimmte Dinge denken, fühlen oder tun. Das oben stehende Video illustriert dies am Beispiel eines mehr künstlerisch als wissenschaftlich angelegten Experiments - sehr unterhaltsam und interessant.


1.2 Welche Hirnareale sind wann aktiv? Eine allgemeine Übersicht über wesentliche Erkenntnisse der Hirnforschung


Der Aufbau des Gehirns

Das Gehirn setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen. Ganz grob kann man drei Teile unterscheiden (die man wiederum weiter unterteilen könnte). Diese Teile sind jeweils bei verschiedenen Denkprozessen, Gefühlen und Handlungen aktiv:
- Großhirn (blau): Denken, Sprache, bewusstes Erleben, Handlungsplanung
- Limbisches System (rot) : Stimmungen, Gefühle
- Stammhirn (grün): Reflexe, Instinkte, Steuerung körperliche Prozesse 

Das Großhirn und der präfrontale Cortex

Beim Großhirn handelt es sich um ein Meta-System, das auf das unterlagerte limbische System einwirken kann, basierend auf Erfahrungen, die im Großhirn gespeichert sind. Dadurch können Automatismen, durch die das limbische System auf das ihm unterlagerte Stammhirn einwirkt, abgebremst oder unterdrückt werden. Wichtiger Teil des Großhirns ist der präfrontale Cortex. Er ist die komplexeste Struktur im menschlichen Gehirn. Er ist hier im Bild farblich hervorgehoben.

Im Präfrontalen Cortex werden wichtige Informationen der eigenen Persönlichkeit verarbeitet: 

- Ich-Funktion (Selbst-Bild)
- Leitbilder, Ziele, Orientierungen
- Haltungen, Verantwortung, Empathie
- Handlungsplanung, Folgenabschätzung

Das Großhirn inklusive des präfrontalen Cortex ist außerdem in zwei Hälften unterteilt, die wiederum mit je unterschiedlichen Formen der Wahrnehmung in Zusammenhang stehen. Der Cropus Callosum (der Gehirnbalken, der beide Gehirnhälften verbindet) spielt eine wichtige Rolle für die Synthese der beiden unterschiedlichen Wahrnehmungen. 

Mobirise

Typische Wahrnehmungen und Arbeitsweisen der linke Gehirnhälfte:

- Stellt ein vereinfachtes Modell der Realität bereit. Dieses Modell verfügt über einen engen Fokus auf Details, die basierend auf früheren Erfahrung als wichtig identifiziert wurden
- Mechanische Handlungsstrategien werden hier gespeichert
- Sieht den Körper als Verbund von Einzelteilen
- Abhängig von Abstraktionen
- Schafft Klarheit und übt durch Manipulation Macht über Dinge aus, die bekannt, statisch, isoliert, explizit und leblos sind

Typische Wahrnehmungen und Arbeitsweisen der rechte Gehirnhälfte:

- Aufmerksam und offen für jegliche Form der Wahrnehmung die von seinen Erwartungen abweicht und somit eventuell eine Gefahr darstellt
- Sieht Dinge im Sinnzusammenhang
- Versteht implizite Bedeutungen (Metaphern, Körpersprache)
- Steht in Verbindung mit dem Körper und der äußeren Welt
- Verantwortlich für ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen und die Herstellung emotionaler Bindung
- Schafft eine Welt von individuellen, sich verändernden und entwickelnden, verbundenen, impliziten und lebendigen Wesen
- Kann die explizite Natur der Realität nie vollständig erfassen - es bleiben stets Aspekte die unbekannt bleiben

Ist unsere westliche Kultur ist „linkshirnlastig“?

In unserer westlichen Kultur scheinen die Aspekte unserer Persönlichkeit, die sich schwerpunktmäßig in der Aktivität der linken Gehirnhälfte beobachten lassen, gesellschaftlich besonders hoch anerkannt zu werden: Wir bevorzugen das Rationale, wir verehren technische Lösungen, gute Organisation und Wissenschaft, aber unser Gesamtbild der Realität bleibt dabei fragmentiert. Es ist uns wichtiger geworden, wie wir etwas tun, anstatt zu fragen, warum wir es tun. Der Wunsch, Dinge zu kontrollieren, ist in unserer Kultur unübersehbar.

Es ist fraglich, ob wir die dadurch verursachten Zivilisationsprobleme (z.B. Naturzerstörung und soziale Kälte) mit den gleichen Mitteln lösen können, oder ob es dazu nicht die Eigenschaften braucht, bei denen die rechte Gehirnhälfte schwerpunktmäßig aktiver ist.

VIDEO: Dr. Iain McGilchrist - Das geteilte Gehirn (animierte Zusammenfassung)

11:47 Minuten, englisch

Iain McGilchrist ist Psychiater und Autor. In dieser knapp 12-minütigen, animierten Zusammenfassung eines Vortrages aus dem Jahr 2010 fasst er die Kernbotschaften seines Buchs "The Master and His Emissary: The Divided Brain and the Making of the Western World" zusammen und geht darauf ein, wie die Struktur unseres Gehirns sich auf unsere Wahrnehmung der Realität auswirkt.

VIDEO: Dr. Iain McGilchrist - Das geteilte Gehirn (vollständiger Vortrag)

32:11 Minuten, englisch

Hier finden Sie den kompletten Vortrag. Weitere Informationen über Dr. McGilchrist finden Sie auf seiner Webseite: https://channelmcgilchrist.com


1.3  Lernen, emotionale Sicherheit und Lebenskrisen – was passiert im Gehirn? 



Aufbau von Nervenstrukturen

Lernen hat etwas mit Verknüpfungen im Gehirn durch Nervenstrukturen zu tun. Im Gehirn wird zunächst ein Überschuss an Verbindungen erzeugt, dieser Überschuss wird dann je nach Nutzugsintensität der einzelnen Verbindungen ausgebaut bzw. abgebaut. Deshalb ist es wichtig, während der Kindheit möglichst vielfältige und unterschiedliche Erfahrungen zu machen, die dazu führen, dass möglichst viele Strukturen erhalten bleiben.

Bei jeder Erfahrung werden stets unterschiedliche Sinnesreize (z.B. Geruch + Geräusch + Gefühl) gemeinsam abgespeichert. Wenn man dann zu einem späteren Zeitpunkt im Leben einen bestimmten Geruch riecht, kann dadurch das komplette Erinnerungsnetz reaktiviert werden und eine Erinnerung aus der Kindheit ist plötzlich wieder mit allen damaligen Sinnesreizen präsent.

Zum Aufbau dieser komplexen Strukturen ist es erforderlich, dass sich ein Kind in einem Zustand emotionaler Sicherheit befindet. Nur dann ist für Wahrnehmungsfähigkeit und Neugier gesorgt und es stehen soziale Beziehungen zur Verfügung, die ein Umfeld bieten, in dem Wissen und Erfahrung aufgebaut werden kann.

Wenn eine neue Erfahrung gemacht wird, entsteht im Gehirn ein Erregungsmuster. Dies sorgt zunächst für eine gewisse innere Unruhe der Verarbeitungsprozesse im Gehirn. Um diese innere Unruhe aufzulösen findet ein Abgleich des neuen Musters mit vorhandenen Erinnerungsmustern statt. Dabei gibt es drei Möglichkeiten:

1. Es wird ein passendes bestehendes Muster gefunden. Dann läuft eine Routine ab, man macht das, was man immer macht, wenn man in diese Erfahrung früher gemacht hat.
2. Man findet kein passendes Muster. Dann wird die Erfahrung als unwichtig eingestuft und verdrängt.
3. Während des Suchprozesses wird eine teilweise Überlappung gefunden, eventuell sogar mehrere Überlappungen aus unterschiedlichen alten Mustern. Wenn die neue Erfahrung somit erfolgreich an alte Erfahrungen angeknüpft werden kann, wird sie als neues Muster abgespeichert und man hat etwas gelernt. Der Moment, wo man erfolgreich eine Lösung gefunden hat, wird oft als befreiend empfunden und es wird das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert.

Die 3 inneren Säulen des Lernens

Bereits in der vorschulischen Entwicklung ist es wichtig, drei innere Säulen aufzubauen, die das Fundament für alle Lernerfahrungen im späteren Leben bilden, da sie für die notwendige Stabilisierung sorgen, wenn man mit der inneren Unruhe einer neuen Erfahrung konfrontiert wird:
1. Selbstvertrauen: Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten (selbst Lösungen finden)
2. Bindungssicherheit: Vertrauen ins soziale Umfeld (jemand aus dem Umfeld kennt eine Lösung)
3. Innere Orientierung: Urvertrauen, dass es wieder gut wird
Einer der häufigsten Fehlentwicklungen in der westlichen Gesellschaft ist Verwöhnung, denn viele Eltern versuchen ihren Kindern alle Probleme aus dem Weg zu räumen. Obwohl dies gut gemeint ist, treten dadurch gleich drei Probleme auf:
- Das Kind entwickelt kein Selbstvertrauen in die eigene Kompetenz, Probleme selbst zu lösen, da es nie mit Problemen konfrontiert wird
- Das Kind entwickelt kein Vertrauen, dass es Probleme gemeinsam mit anderen lösen kann
- Ein Kind ohne Probleme entwickelt kein Urvertrauen, dass alles wieder gut wird

Kompetenzen können nur dann erlangt werden, wenn die gestellten Probleme eine ausreichend große Herausforderung darstellen aber gleichzeitig nur so groß sind, dass ein Kind das Problem auch selbst lösen kann.

Wenn ein Kind außerdem auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit ist, aber Eltern oder andere Bezugspersonen dem Kind dies aber nur unter bestimmten Bedingungen zukommen lassen (erstmal Zimmer aufräumen, gute Noten in der Schule, etc), dann entwickelt das Kind innere Haltungen, die dazu tendieren in Extreme zu verfallen (Perfektionismus, Narzissmus, Leistungsorientierung).

Mobirise

Flow (positive Lernerfahrungen) und Teufelskreis (negative Lernerfahrungen)

Im Idealfall befindet man sich bei positiven Lernerfahrungen im Flow. Hierbei werden Herausforderungen erfolgreich bewältigt, man gewinnt dadurch Selbstvertrauen und hat eine positive Erwartung für zukünftige Lernerfahrungen. Neugier kombiniert mit Lust am Lernen sorgt dann für neue Herausforderungen. Als heranwachsende Kinder haben wir alle diesem Idealzustand des Flow erlebt, aber irgendwann wurde der Kreislauf durch negative Erfahrungen unterbrochen.

Lernerfolg hat außerdem eine sozialen Aspekt. Das Gehirn ist nicht bloß ein Denkorgan, sondern wenn man so will auch ein „Sozialorgan“, weil es auch dazu genutzt wird, mit anderen Menschen in Beziehung zu sein bzw. in Beziehung zu treten. Das ist speziell für Lehrer wichtig, denn um einem Kind effizient Wissen vermitteln zu können, muss zunächst eine funktionierende soziale Beziehung aufgebaut werden. 

Mobirise

Analog zum Flow gibt es im Fall seelischer Krisen einen Teufelskreis. Hierbei führen Belastungen dazu, dass man keine kreativen Lösungen findet und somit an der Bewältigung der Belastungen scheitert. Dies verstärkt Selbstzweifel und führt zu negativen Erwartungen. Man versucht neue Probleme zu vermeiden und verstärkt dadurch die eigene Angst, was zu neuen Belastungen führt.

Im Gegensatz zum Flow - der ein natürlicher Zustand ist - ist der hier beschriebene Teufelskreis immer eine Folge von negativen Erfahrungen in sozialen Beziehungen. Auslöser ist hierbei fast immer Angst.

Die einzige Möglichkeit zum Ausbruch aus dem Teufelskreis besteht in der Überwindung der Angst. Auch hier gelten wieder die drei Grundpfeiler: Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Vertrauen durch Hilfe anderer die Probleme zu bewältigen und Urvertrauen, dass alles wieder gut wird.

Das Denken bestimmt die Gehirnstruktur

Bis etwa 1995 ging die Hirnforschung davon aus, dass Strukturen im Gehirn, die einmal aufgebaut sind, lebenslang erhalten bleiben und zum Ende des Lebens langsam wegschrumpeln. Basierend auf Forschungsergebnissen durch neue bildgebende Verfahren ist nun jedoch klar, dass das Gehirn sich lebenslang umstrukturieren kann. Um grundlegende Änderungen der Gehirnstruktur auszulösen, muss man sein Gehirn nur anders benutzen, also anders denken.

Um strukturelle Änderungen im Gehirn zu ermöglichen, die über die Anbindung neuer Informationen an bestehende Strukturen hinausgehen, bedarf es zusätzlicher Mechanismen. Wenn ein Mensch Erfahrungen ausgesetzt ist, die ihn tief erschüttern, kann dies der Auslöser für eine Neustrukturierung von Teilbereichen des Gehirn sein. Hierfür werden Botenstoffe / Neurotransmitter ausgeschüttet, was zu einer Lockerung bzw. einer Auflösung alter Strukturen führt, wodurch neue Lösungen möglich werden.

Auslöser für solche Neustrukturierungen sind z.B:

- Psychosoziale Konflikte mit anderen Menschen
- Verlust von Unterstützung durch das soziale Umfeld
- Verlust von psychosozialer Kompetenz (z.B. durch Arbeitslosigkeit)
Manchmal muss dieser Auslöser gar nicht wirklich eintreten, es reicht aus, davon überzeugt zu sein, dass er in Kürze eintreten wird.
In psychosozialen Krisen werden komplexe Muster im Hirn aufgelöst und man fällt auf ältere Muster - meist aus der Kindheit - zurück. Falls auch diese Kindheitsmuster keine Lösung für die gestellte Herausforderung bieten, kann das Hirn auf archaische Notfallprogramme des Hirnstamms zurückfallen. Diese archaische Programme kennen drei Lösungswege:
- Angriff
- Flucht
- Erstarrung
Aus so tiefgreifenden Krisen kommt man häufig nur durch die Hilfe anderer heraus. Es geht hier grundsätzlich darum verlorenes Vertrauen neu zu etablieren. Die besten Hilfestellungen hierbei sind:
- Integration: Verstehbarkeit und Vorhersagbarkeit vermitteln
- Kompetenz: Handhabbarkeit und Kontrollierbarkeit vermitteln
- Transzendenz: Bedeutsamkeit und Sinnhaftigkeit vermitteln
Eine der wesentlichen Erkenntnisse der Hirnforschung auf diesem Gebiet: Alles, was die Beziehungsfähigkeit von Menschen verbessert oder wiederherstellt ist gut fürs Gehirn und gut für die Gemeinschaft in der diese Menschen leben.
Beziehungsfähigkeit ist hier auf verschiedenen Ebenen zu sehen:
- innere Beziehungsfähigkeit (zwischen Denken und Fühlen, bzw. zum eigenen Körper)
- äußere Beziehungsfähigkeit zu anderen Menschen
- Beziehungsfähigkeit zur Welt
- Beziehungsfähigkeit zur eigenen Geschichte
- Beziehungsfähigkeit zum kulturellen Hintergrund in dem man aufgewachsen ist

VIDEO: David Rock - Ihr Gehirn bei der Arbeit

55:02 Minuten, englisch

Als weiterführende Information zu den hier angeschnittenen Themen könnte dieses Video interessant sein.
David Rock ist Gründer und CEO von Results Coaching Systems (RCS) und einer der führenden Denker in der Weiterbildung von Führungskräften. Er entwickelte sein Coaching System Mitte der 90er und hat seitdem über 10000 Kunden in über 15 Ländern geschult.

In diesem englisch-sprachigen Vortrag aus dem Jahr 2009 bei Google Tech Talks stellt er einige Erkenntnisse über der Hirnforschung vor. Er geht dabei auf 4 Kernpunkte ein:
1. Rationales Denken ist überbewertet (Unsere Gehirnkapazität für rationales Denken ist relativ beschränkt)
2. Wir benutzen unsere Emotionen falsch (Unterdrückung von Emotionen ist schlecht fürs Gehirn)
3. Soziale Themen sind wesentlich (Soziale Bedürfnisse stehen fürs Gehirn auf einer Stufe mit Grundbedürfnissen)
4. Aufmerksamkeit verändert das Gehirn (Umso mehr wir über unser Gehirn verstehen, umso besser können wir es benutzen)


1.4 Fazit und Ausblick


Der Artikel hat gezeigt, was sich auf physischer Ebene in verschiedenen Hirnregionen abspielt, wenn wir wahrnehmen, denken, fühlen und lernen.

Häufig wird vorschnell geschlussfolgert, dass diese Wahrnehmungs-, Denk-, Lern- und emotionalen Prozesse eine Folge dieser Gehirnaktivität sind, dass das physische Gehirn somit ursächlich für unser bewusstes Erleben sei. Häufig liest man in diesem Zusammenhang ja auch, dass dieser oder jener Teil des Gehirns für dieses oder jenes Wahrnehmen, Denken, Fühlen oder Handeln zuständig sei oder dieses oder jenes bewirke. In diesem Artikel wurde bewusst versucht, solche Formulierungen zu umgehen, um die Kausalitätsbeziehung zwischen Gehirn und Bewusstsein offen zu lassen. Gerade der Abschnitt 1.3 dieses Artikels, der den Zusammenhang zwischen Gehirnentwicklung und Umweltfaktoren wie soziale Beziehungen und emotionale Sicherheit sowie den Einfluss von Krisenerfahrungen und neuartigen Denkprozessen auf die Neustrukturierung von Hirnverknüpfungen beschrieb, legt vielleicht sogar die Möglichkeit einer umgekehrten Kausalität nahe: Erfahrungs- und Denkvorgänge schlagen sich in diesem Fall in physischen Prozessen im Gehirn nieder, nicht umgekehrt.

Im Folgenden wird darum bezüglich der Frage nach der Beziehung zwischen Gehirn und Bewusstsein noch auf eine Reihe von weiteren interessanten Überlegungen, Vorträgen und Forschungsarbeiten verwiesen.

2) Symposium der Vereinten Nationen zum Thema Gehirn und Bewusstsein

Neurowissenschaftler und Ärzte versuchen seit Jahren die komplexe Beziehung zwischen Verstand, Gehirn und Bewusstsein zu ergründen, um ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, was das menschliche "Selbst" ausmacht und wie unser Verstand funktioniert. 

Am 11. September 2008 traf sich eine Gruppe renommierter Wissenschaftler zu einem Symposium bei den Vereinten Nationen in New York. Ihnen bei ihrer Diskussion zuzuhören, ermöglicht es selbst dem medizinischen Laien zu erkennen, dass sich unser Selbstverständnis und unser Verständnis der physischen Welt im Laufe dieses Jahrhunderts fundamental verändern könnten.

Dies ist eine Sammlung kurzer deutsch synchronisierter bzw. englischer Ausschnitte des Symposiums bei den Vereinten Nationen. Die Videos sind zwischen einer und 15 Minuten lang und sind es wirklich wert, angesehen zu werden.


2.1 Prof. Dr. Bruce Greyson: Bewusstsein ohne Gehirnaktivität


Dr. Bruce Greyson ist Professor für Psychiatrie und Neuroverhaltenswissenschaft an der Universität von Virginia, außerdem ist er auch Direktor des Fachbereichs für Wahrnehmungsforschung an der Universität. Er hat für über 25 Jahre Nahtod-Erlebnisse untersucht und hat dazu zahlreiche Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung wird der oft als der Vater der Nahtod-Forschung bezeichnet.

VIDEO: Prof. Dr. Bruce Greyson - Bewusstsein ohne Gehirnaktivität

16:04 Minuten, deutsche Übersetzung

Bewusstsein ohne Gehirnaktivität: In diesem 15-minüten Video spricht Prof. Bruce Greyson über seine Erkenntnisse aus mehreren Jahrzehnten Nahtod-Forschung. Seine Forschung zeigt, dass unser Eindruck, dass Gehirn und Verstand untrennbar voneinander sind, eine Täuschung unserer Wahrnehmung ist. Das Ansehen dieses deutsch synchronisierten Videos sei jedem nahegelegt.

VIDEO: Prof. Dr. Bruce Greyson - Was ist Realität?

3:00 Minuten, deutsche Übersetzung

Was ist Realität? In diesem 3-minütigen deutsch synchronisierten Video spricht Prof. Bruce Greyson über das Konzept einer objektiven Realität und dass der einzige Weg herauszufinden, ob etwas real ist, in der Messung des Effekts auf uns selbst besteht.


2.2 Dr. Mario Beauregard: Bewusstsein verändert das Gehirn


Dr. Mario Beauregard ist Neurowissenschaftler von der Universität von Montreal (Fachbereich für Psychiatrie und Radiologie, Forschungszentrum für Neurowissenschaften). Er ist Autor von über 100 wissenschaftlichen Publikationen in den Bereichen Neurowissenschaft, Psychologie und Psychiatrie und wurde vom World Media Net als einer der "Hundert Pioniere des 21. Jahrhunderts" ausgewählt. Dr. Beauregards bahnbrechende Forschung zur Neurobiologie von Emotionen und mystischen Erfahrungen an der Universität von Montreal hat die Aufmerksamkeit internationaler Medien auf sich gezogen.

VIDEO: Dr. Mario Beauregard - Bewusstsein verändert das Gehirn

1:33 Minuten, deutsche Übersetzung

Kann Bewusstsein die Struktur unseres Gehirns verändern? In diesem einminütigen deutsch synchronisierten Video erklärt Dr. Beauregard wie mit Hilfe von bildgebenden Verfahren gezeigt werden konnte, dass allein unsere Absicht, unsere Überzeugungen und Erwartungen zu physischen Veränderungen im Gehirn führen. Ein weiteres sehenswertes Video.

VIDEO: Dr. Mario Beauregard - Hürden der Hirnforschung

4:21 Minuten, deutsche Übersetzung

Hindernisse bei wissenschaftlicher Forschung zu Bewusstsein und Spiritualität: Dr. Beauregard spricht in diesem 4-minütigen deutsch synchronisierten Video über Erlebnisse, wie seine Forschung zu Bewusstsein von Wissenschaftlern blockiert wurde, die Angst vor Versuchen haben, welche die Beziehung von Verstand und Körper erforschen sollen und dabei spirituelle Aspekte berücksichtigen.


2.3 Dr. Andrew Newberg: Das Gehirn täuscht uns


Dr. Andrew Newberg ist Leiter des Forschungsbereichs am Myrna Brind Zentrum für integrative Medizin des Thomas Jefferson Universitätskrankenhauses. Außerdem ist er Dozent im Fachbereich Religionsforschung der Universität von Pennsylvania. Dr. Newberg ist sowohl zertifizierter Internist als auch Nuklearmediziner und gilt als Pionier für neurowissenschaftliche Studien im Bereich religiöser und spiritueller Erfahrungen, einem Feld, das oft auch als Neurotheologie bezeichnet wird.

VIDEO: Dr. Andrew Newberg - Das Gehirn täuscht uns

2:08 Minuten, deutsche Übersetzung

Objektive Realität und Überzeugungen - wie unser Gehirn uns täuscht: In diesem 2-minütigen deutsch synchronisierten Video spricht Dr. Newberg darüber, wie unser Gehirn uns ein unzutreffendes Bild der Welt vorspiegelt und dass wir nie wirklich objektiv wahrnehmen, was in der Welt geschieht, auch wenn wir das gerne glauben.


2.4 Dr. Jeffrey Schwartz: Der Zerfall des materialistischen Paradigmas


Dr. Jeffrey Schwartz ist Professor für Psychiatrie an der medizinischen Fakultät der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Er ist einer der führenden Experten bezüglich Neuroplastizität und Autor von mehr als 100 wissenschaftlichen Büchern und Artikeln über Neurowissenschaft und Psychiatrie. Nach jahrzehntelanger Forschung mittels bildgebenden Verfahren und funktionaler Neuroatonomie verfügt Dr. Schwartz über spezielles Wissen über die pathologischen Mechanismen und die psychologische Behandlung von Zwangsneurosen (OCD).

VIDEO: Dr. Jeffrey Schwartz - Mind-Brain Interaction and the Breakdown of the Materialist Paradigm 

10:59 Minuten, englisch

Zerfall des materialistischen Paradigmas: In diesem Video spricht Dr. Schwartz über Zwangsneurosen am Beispiel von Schauspieler Leonardo Di Caprio und über den vehementen Widerstand des wissenschaftlichen Establishments, das materialistische Paradigma zu hinterfragen


2.5 Dr. Esther M. Sternberg: Erforschung der Wechselwirkung von Verstand und Körper


Dr. Esther M. Sternberg erhielt ihren Doktortitel in Medizin und ihre Ausbildung in Rheumatologie von der McGill Universität in Montreal, Kanada. Sie war Fakultätsmitglied der Washington-Universität in St. Louis, MO, bevor sie 1986 zur nationalen Gesundheitsbehörde wechselte. Dann wurde sie Bereichsleiterin für neuroendoktrine Immunologie und Verhalten an der nationalen Gesundheitsbehörde für psychische Gesundheit. Sie ist ebenfalls Leiterin des integrativen Neuro-Immun-Programs NIMH/NIH. Dr Sternberg ist international anerkannt für ihre Entdeckungen zur Beziehung von Gehirn und Immunwechselwirkungen sowie den Folgen von Stress auf die Gesundheit, also der Wissenschaft über das Zusammenspiel von Verstand und Körper.

VIDEO: Dr. Esther Sternberg - The Importance of Gathering Data in Studying Mind-Body Interaction

6:06 Minuten, englisch

Die Wichtigkeit der Datenerfassung bei der Erforschung der Wechselwirkung von Verstand und Körper: Dr. Sternberg spricht darüber wie wesentlich die Erfassung und Publikation von wissenschaftlichen Daten speziell im Bereich der Immunologie ist und wie dies zu einem besseren Verständnis des Zusammenspiels von Verstand und Körper beiträgt.

VIDEO: Dr. Esther Sternberg - The Mind's Influence on the Immune System 

8:07 Minuten, englisch

Der Einfluss unseres Verstands aufs Immunsystem: Dr. Sternberg weist darauf hin, wie sich die Meinung der Mainstream-Wissenschaft im Lauf der letzten Jahrzehnte darüber verändert hat, dass unser Verstand eine Auswirkung auf unsere Gesundheit hat.


2.6 Dr. Elie During: Einführung zum Thema "Wie Bewusstsein das Gehirn verändert" 


Dr. Elie During ist Dozent für Philosophie an der Universität von Paris 10, Nanterre. Er studierte Philosophie an der Sorbonne und an der Universität von Princeton. Seinen Doktortitel erhielt er im Jahr 2007 von der Universität von Paris 10 für seine philosophische Untersuchung der Relativitätstheorie und seit dem hat er sich mit Raumzeit, sowie der Verbindung von Physik, Metaphysik und Ästhetik beschäftigt, weil sich dort Verstand und Materie überschneiden.

VIDEO: Dr. Elie During - Framing the Debate on Consciousness and the Mind-Body Problem 

13:56 Minuten, englisch

Einführung zum Thema Wie Bewusstsein das Gehirn verändert: Die ist die Einführung in die Diskussionsrunde bezüglich einer Verbindung zwischen Verstand und Körper. Dabei wird auf die scheinbar unvereinbaren Ansätze von Materialismus und Spiritualität eingegangen. Als französischer Philosoph bringt Dr. During einen interessanten Blickwinkel in die Runde aus Wissenschaftlern und Medizinern ein.


2.7 Dr. Henry Stapp: Quantenmechanik und menschliches Bewusstsein


Dr. Henry Stapp ist theoretischer Physiker des Lawrence Berkeley Labors an der Universität von Kalifornien. Er ist Spezialist für die mathematischen und logischen Ursprünge der Quantenmechanik. In seine Doktorarbeit - unter Nobel Laureates Segré und Chamberlain - entwickelte er die relativistische Theorie zur Analyse von Protonen-Polarisation und Spin-Korrelations-Experimenten. Basierend auf seiner Doktorarbeit und seiner Kritik an der nichtlinearen Feldtheorie von Pauli-Heisenberg wurde er von Pauli nach Zürich eingeladen, um dort Grundlagenforschung zu betreiben. Dr. Stapp ist Autor von über 300 wissenschaftlichen Publikationen und hat dabei oft über die Folgen der Ergebnisse der Quantenphysik für das materialistische Weltbild referiert.

VIDEO: Henry Stapp on Quantum Mechanics and Human Consciousness

9:22 Minuten, englisch

Quantenmechanik und menschliches Bewusstsein: Dr. Stapp spricht darüber, wie die Quantenmechanik erklären kann, dass wir allein durch unsere Absicht physische Veränderungen in unserem Gehirn auslösen können und dass dadurch dann wiederum unser Verhalten verändert wird

3) Weitere Artikel und Vorträge von Hirnforschern, Medizinern, Physikern, Psychologen und Philosophen

Dafür, dass unser Bewusstsein womöglich unabhängig vom Gehirn existiert, finden Sie hier weitere Argumente, z.B. von Prof. Arnaud Delorme, Prof. Markus Maier, Prof. Donald D. Hoffmann, Dr. David Eagleman, Dr. Mario Beauregard (der auch am Symposium der Vereinten Nationen teilnahm, siehe oben unter Abschnitt 2), Dr. Sam Parnia, Dr. Martin Peniak und Peter Russel.


3.1 Prof. Arnaud Delorme, Dr. Dean Radin et. al.: Was bedeutete es, wenn Bewusstsein kein Epiphänomen des Gehirns wäre?


Im Abstract zu diesem wissenschaftlichen Artikel, der im September 2022 in der Fachzeitschrift "Frontiers in Psychology" erschienen ist, schreiben die Autoren:

"Die Natur des Bewusstseins gilt als eines der verwirrendsten und hartnäckigsten Geheimnisse der Wissenschaft. Wir alle kennen die subjektive Erfahrung des Bewusstseins, aber wo entsteht sie? Was ist seine Aufgabe? Was sind seine vollen Kapazitäten? Die heutige Neurowissenschaft geht davon aus, dass alle Aspekte des Bewusstseins ausschließlich aus Interaktionen zwischen Neuronen im Gehirn entstehen. Der Ursprung und die Mechanismen von Qualia (d.h. subjektive oder phänomenologische Erfahrung) sind jedoch nicht verstanden. David Chalmers prägte den Begriff „hard problem of consciousness“, um die Schwierigkeiten zu beschreiben, die Ursprünge der Subjektivität aus der Sicht des reduktiven Materialismus aufzuklären.

Wir postulieren, dass dieses "hard problem" entsteht, weil eine oder mehrere Annahmen innerhalb der materialistischen Weltanschauung entweder falsch oder unvollständig sind. Wenn Bewusstsein mehr beinhaltet als die Aktivität von Neuronen, dann können wir neue Denkweisen über das "hard problem" in Betracht ziehen.

Dieser Artikel untersucht Phänomene, die offensichtlich der Vorstellung widersprechen, dass das Bewusstsein ausschließlich von der Gehirnaktivität abhängt, einschließlich Phänomenen, bei denen sich das Bewusstsein sowohl räumlich als auch zeitlich über das physische Gehirn und den physischen Körper hinaus auszudehnen scheint. Die Mechanismen, die diesen „nicht-lokalen“ Eigenschaften zugrunde liegen, deuten vage auf Quantenverschränkung in der Physik hin, aber wie sich solche Effekte manifestieren könnten, bleibt höchst spekulativ. Die Existenz dieser nichtlokalen Effekte scheint die These zu stützen, dass postmaterialistische Modelle des Bewusstseins erforderlich sein könnten, um die konzeptionelle Sackgasse zu durchbrechen, die durch das harte Problem des Bewusstseins dargestellt wird."


Hier geht es zum Artikel in voller Länge (englisch): https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2022.955594/full


3.2 Prof. Markus Maier: Konstruiert der Geist die Realität?


AUDIO: Konstruiert der Geist die Realität? (Prof. Maier)

85 Minuten, deutsch, mp3-Stream

Die Gesellschaft für Anomalistik hat am 17. März 2023 ein interessantes Interview mit dem Psychologie-Professor Markus Maier von der Ludwig-Maximiliams-Universität in München durchgeführt:

https://www.anomalistik.de/aktuell/anomalistik-podcast/anomalistik-podcast-16-geistmaterie


3.3 Prof. Donald D. Hoffmann: Bewusstsein steuert das Gehirn, nicht umgekehrt


VIDEO: Donald D. Hoffmann: Do we see reality as it is?

21:50 Minuten, englisch mit deutschen Untertiteln

Donald D. Hoffmann ist Professor für Kognitionswissenschaften an der University of California, Irvine, USA. Prof. Hoffmann geht davon aus, dass nicht dem Gehirn und der physischen Welt, sondern dem Bewusstsein fundamentale Realität zukommt.
In diesem TED-Talk aus dem Jahr 2015 beschreibt er sein Konzept, wonach unsere vom Gehirn unabhängigen Bewusstseine die scheinbar objektive Welt um uns herum erschaffen.


3.4 Dr. David Eagleman: Die Geheimnisse unseres Gehirns


Dr. David Eagleman ist Neurowissenschaftler am Baylor College of Medicine in Texas, USA, wo er auch seinen Doktortitel in Neurowissenschaft im Jahr 1998 erhielt. Er arbeitet in den Fachbereichen Neurowissenschaft und Psychiatrie. Er verfügt über spezielles Fachwissen in den Bereichen Zeitempfinden, Synästhesie, visuelle Illusionen sowie der Beziehung zwischen Neurowissenschaft und Rechtsprechung.

In dem unten verlinkten Audio-Interview weist David Eagleman darauf hin, dass unser Gehirn über eine Vielzahl von tief eingelagerten evolutionären Programmen verfügt, die unser Verhalten beeinflussen, ohne dass wir uns darüber bewusst wären, wo dieses Verhalten herkommt. Miteinander konkurrierende Netzwerke in unserem Gehirn versuchen die Vorherrschaft über unser Verhalten zu erlangen. Daher kommt es, dass Menschen mit sich selbst argumentieren und widersprüchliches Verhalten an den Tag legen, wir sind eben einfach kein Monolith sondern eine Mannigfaltigkeit. Meditation und Achtsamkeit können dabei helfen, dass man sich bewusster über diese eigentlich unbewusst ablaufenden Programme wird und man dadurch nicht mehr blind auf Reize der Außenwelt reagiert.

AUDIO: Die Geheimnisse unseres Gehirns (Dr. David Eagleman)

50:43 Minuten, englisch, mp3-Download

Dieses englisch-sprachige Interview ist wirklich sehr hörenswert, da es eine Vielzahl interessanter Informationen enthält. Das Interview mit David beginnt bei 3:05 und endet bei 32:20

http://www.shrinkrapradio.com/images/274-The-Secret-Lives-of-The-Brain-with-David-Eagleman.mp3

Da unser Gehirn sich in unserem Schädel in völliger Dunkelheit befindet, ist es auf elektrische Impulse von unseren fünf Sinnen angewiesen. 

Dank der Neurowissenschaft weiß man inzwischen, dass wir nie wirklich direkt sehen, was im Außen passiert, sondern, dass wir stets nur auf ein inneres Modell der Außenwelt schauen, welches durch Informationen der Sinne regelmäßig aktualisiert wird. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gegenstand in unserem Umfeld richten, dann ziehen wir mehr Details über diesen Gegenstand in unser Modell. Ansonsten werden wir nur dann aufmerksam, wenn etwas in der Außenwelt sich anders verhält, als wir erwarten. Im normalen Betriebsmodus sind Erinnerungen auf Dinge beschränkt, auf die wir unsere Aufmerksamkeit gerichtet haben aber in Extermsituationen - z.B. wenn man einen Autounfall erlebt - wird eine zweite Informationsspur durch den Mandelkern aufgezeichnet, die nicht löschbar ist.

David fährt damit fort über Fälle zu berichten, wo unser Gehirn die Kontrolle über unser Verhalten übernimmt: Wenn man z.B. mit Tollwut infiziert wird, führt dies zu Veränderungen im Gehirn, welche die Person aggressiv macht und den Trieb auslöst, andere zu beissen (das gleiche geschieht bei Tieren) wodurch dann die Tollwut weitergegeben wird. Ein kleiner Tollwutvirus kann so die Kontrolle über unser Gehirn erlangen. David geht auch auf einige Rechtsfragen zu Fällen ein, wo Menschen nicht mehr volle Kontrolle über ihr Gehirn und somit ihr Verhalten hatten.

David's Webseite: http://www.eagleman.com


3.5 Dr. Mario Beauregard: Neurowissenschaft und das spirituelle Gehirn 


Dr. Mario Beauregard ist Neurowissenschaftler von der Universität von Montreal (Fachbereich für Psychiatrie und Radiologie, Forschungszentrum für Neurowissenschaften). Nachdem er seinen Bachelor-Abschluss in Psychologie und seinen Doktortitel in Neurowissenschaften erzielt hatte, erhielt Mario zwei Forschungsstipendien in experimenteller Neuropsychologie. 

Mario Beauregard hat über 100 wissenschaftlichen Publikationen in den Bereichen Neurowissenschaft, Psychologie und Psychiatrie veröffentlicht und wurde für seine Forschung vom World Media Net zu einem der "Hundert Pioniere des 21. Jahrhunderts" gewählt.

Im folgenden Vortrag präsentiert er zunächst die Mainstream-Sichtweise dazu, wie Gehirn und Bewusstsein voneinander abhängen und geht dann auf seine eigenen Forschungsergebnisse als auch auf die anderer Forscher ein. Diese neuen Ergebnisse deuten auf eine andere Kausalität hin: Bewusstsein ist demnach fundamental und das Gehirn erzeugt nicht menschliches Bewusstsein sondern fungiert eher als eine Art Umsetzer für Bewusstsein.

VIDEO: Dr. Mario Beauregard - Neurowissenschaft und das spirituelle Gehirn

67 Minuten, englisch

0:00:00 Einführung und Übersicht
0:01:20 Sind Verstand und Gehirn identisch? Die Mainstream-Sichtweise
0:07:30 Alternative Sichtweisen: Mentalismus, Substanz-Dualismus, Interaktiver Dualismus
0:09:55 Bildgebende Verfahren zeigen: Der Verstand verändert das Gehrin (interessant)
0:13:55 Verändern unseres Erfahrens von Emotionen
0:18:25 Der Placebo-Effekt
0:20:15 Der "Gottespunkt" in den Temporallappen
0:23:45 Vilayanur Ramachandran's Studie zur Reaktion auf religiöse Begriffe
0:26:05 Michael Persinger's Versuch Spiritulität zu entlarfen : Der Gotteshelm
0:30:25 Neurobiologie und mystische Erfahrungen, gängige Auslöser, Konsequenzen
0:33:00 Die Ausformung von mystischen Erfahrungen ist je nach Kultur unterschiedlich
0:36:15 Spiritelle Neurowissenschaft : Das Gehirn "vermittelt" mystische Erfahrungen
0:38:15 Experimente mit dem Carmelite Orden (Gehirnscans bei mystischen Erfahrungen)
0:47:30 Pam Reynolds: Außerkörperliche Erfahrung während einer Gehirn-OP (sehr interessant)
0:52:20 Erforschung von Nahtod-Erfahrungen durch Dr. Pim van Lommel und Prof. Bruce Greyson
0:54:45 Forschung zu nicht-lokalem Verstand von Dr. Dean Radin & Dr. Jacobo Grinberg-Zylberbaum
0:59:25 Psychosphere: Ein Bewusstseinsfeld, das alle Menschen verbindet
1:00:50 Quantenphysik in Neurowissenschaft und Psychologie
1:02:20 Quantenphysik in Physik und Realität : Realität ist Information
1:03:15 Schlussfolgerungen: Menschen sind keine Bioroboter, Bewusstsein ist fundamental


3.6 Dr. Sam Parnia: Das Mysterium des menschlichen Selbst


Dr. Sam Parnia studierte in London Medizin und erhielt seinen Doktortitel im Bereich Zellbiologie von der Universität von Southampton. Er wird als führender Experte für wissenschaftliche Studien zum Tod, der Beziehung von Verstand und Gehirn sowie Nahtoderfahrungen angesehen. Dr. Parnia ist Gründer und Leiter des Human Consciousness ProjectSM an der Universität von Southampton und arbeitet zur Zeit in mehreren Krankenhäusern in Großbritannien als auch an dem Weill Cornell Medical Center in New York.

VIDEO: Unraveling the Mystery of the Self - Dr. Sam Parnia

37:29 Minuten, englisch

0:00 Einführung
2:10 Was ist das menschliche Selbst?
4:20 Was macht den Menschen und seinen Verstand so einzigartig?
7:15 Das Verstand-Gehirn-Problem, 2 unterschiedliche Sichtweisen zum Verstand
9:50 Wie kann Bewusstsein vom Gehirn erzeugt werden? 
13:15 Hirnforschung durch bildgebende Verfahren
15:15 Theorien zu Quantenprozessen als Ursache für bewusste Gedanken
15:30 Das "größere Zellgruppen werden dominant"-Modell
18:30 Wie entsteht freier Wille ? Das Henne-Ei-Problem
19:20 Jüngste Forschung zu Herzinfarkten, 3 Kriterien für "wann ist man tot" 
23:05 Forschung von Prof. Bruce Greyson zu Nahtoderfahrungen
24:00 Ergebnisse objektiver Studien zum Zeitpunkt des Todes
27:55 Die "Aware Studie" in 25 Krankenhäusern (interessant)
33:55 Das "Human Consciousness Project" - Ein internationales Konsortium
35:00 Studien zu "Unterkühlungs-Chirurgie" ("deep hypothermic surgery")



Das obige Video zeigt einen Vortrag von Dr. Parnia bei den Vereinten Nationen in New York aus dem Jahr 2008. Die Aufzeichnung wurde von der NOUR Foundation bereitgestellt. Ergänzend finden Sie nun noch einige weitere sehenswerte Videos mit Sam Parnia.

VIDEO: Dr Sam Parnia - Near Death Experiences During Cardiac Arrest

51:13 Minuten, englisch

Ein weiterer Vortrag von Sam Parnia, gehalten am 23.3.2010 bei der Anomalistic Psychology Research Unit (APRU) an der Universität von London.

VIDEO:  Sam Parnia - Is the Mind More than Brain Function?

10:01 Minuten, englisch

Ein Ausschnitt eines englischen Interviews vom Dezember 2013, in dem Sam Parnia über Nahtoderfahrungen und die AWARE Studie spricht.


3.7 Dr. Martin Peniak: Verbindung zwischen Bewusstsein und Materie


Dr. Martin Peniak hat im Bereich künstliche Intelligenz an der Universität von Plymouth promoviert. Durch seine wissenschaftliche Forschung entwickelte er ein Interesse an den Themen Bewusstsein und Realität. Lassen wir Martin seinen Vortrag mit seinen eigenen Worten einleiten:

"Dass Bewusstsein durch das Gehirn erzeugt wird, ist keine wirklich erfolgreiche Theorie. Es gibt immer mehr Anomalien, die klar zeigen, dass Bewusstsein viel wichtiger ist, als es vom wissensschaftlichen Mainstream akzeptiert wird. Solche Anomalien wurden ausführlich untersucht, z.B. vom HeartMath institute, der US Army, PEARlab Princeton, Tiller, Laszlo, Goswami, Talbot, Sheldrake, Radin und vielen anderen."

VIDEO: Martin Peniak - Scientific evidence for a connection between mind and matter

64 Minuten, englisch

Die Entstehung dieses Vortrags wurde inspiriert und basiert auf Anomalien und experimentellen Ergebnisse aus zahlreichen Forschungsbereichen wie Quantenmechanik, Biologie, Neurologie und Astronomie. Der Vortrag betrachtet die Rolle fraktaler Geometrie bei der Entstehung des Universums und zeigt alternative Modelle auf, die die Vielzahl an Anomalien durch neue Theorien aus dem Bereich der digitalen Physik erklären könnten. 


3.8 Peter Russell: Die Vorrangstellung von Bewusstsein


Peter Russell studierte Mathematik und theoretische Physik an der Universität von Cambridge (Großbritannien). Er entwickelte zunehmend eine Faszination für die Mysterien des menschlichen Verstandes und so begann er experimentale Psychologie zu studieren. Im Rahmen seiner Recherchen reiste er nach Indien und studierte dort Meditation und östliche Philosophie. Nach seiner Rückkehr nahm er eine Forschungsstelle auf dem Gebiet der Psychologie von Meditation an.

VIDEO: Peter Russell - The Primacy of Consciousness

69 Minuten, englisch

In dieser Präsentation die auf dem "Die Physik des Bewusstseins"-Kongress im November 2004 gegeben wurde, stellt Peter Russell Argumente vor, wieso Bewusstsein eine primäre Größe in unserer Realität sein muss und nicht ein Produkt von Materie bzw. unseres Gehirns sein kann. Aufgrund seiner Ausbildung als Physiker betrachtet er die Mysterien des Bewusstseins sowohl aus wissenschaftlicher Sicht als auch aus Sicht eines Mystikers. Dabei zeigt er auf, dass in beiden Sichtweisen Licht eine immanente Größe darstellt und wieso Bewusstsein aus seiner Sicht die fundamentale Essenz des Kosmos ist.

4) Weiterführende Informationen und Buchtipps